Endlich konnte ich diese lang gehegte Motorradreise machen.
Während 25 Tage im Mai 2023 reiste ich wiederum alleine und mit Zelt durch viele osteuropäische Länder .
Ich erreichte nicht alle Ziele, und musste öfters Plan B konsultieren. Trotz allem erlebte ich viele herzliche Momente mit der Bevölkerung
Schweiz - Ancona - Patras mit dem Schiff (24 Stunden)
Ankunft in Patras bei sonnigem Wetter. Ich genoss drei sonnige Tage in Küstennähe und in den Bergen. Dann zog Regen und Wind auf und ich musste umplanen. Letztendlich waren die Prognosen dauerhaft schlecht und ich flüchtete ins trockenere Bulgarien. Deswegen konnte ich einige geplante Wanderungen nicht machen. Das schmerzte mich.
Bansko (Bulgarien) - Gostivar (Nordmazedonien)
Ich wollte Nordmazedonien besuchen und insbesondere Gostivar und den Ohridsee. Leider war das Wetter kalt und neblig und bei der Ankunft in Gostivar begann es zu regnen. Die Aussichten besserten sich nicht und so reiste ich nach einer Nacht in Gostivar wieder zurück nach Bulgarien.
In Bulgarien war das Wetter mehrheitlich trocken, aber sehr oft bewölkt und eher kühl. Erst in Küstennähe vom schwarzen Meer wurde es wärmer und sonniger.
Auch hier konnte ich zwei geplante Wanderungen nicht machen wegen der Nässe und vor allem weil bis 1800m Schnee lag.
Höhepunkt war sicherlich das Kloster Rila an einem sonnigen Tag. Dann auch die Ankunft am schwarzen Meer. Die Stadt Nessebar hat mir sehr gefallen. In Varna besuchte ich den botanischen Garten und erfreute mich an den vielen Kakteen :-)
Das Land hat mir am Meisten gefallen. Das Wetter war gut und die Menschen freundlich und zuvorkommend.
Constanta ist keine schöne Stadt. Leider war das Casino auch noch eingepackt wegen Renovationsarbeiten.
Dafür genoss ich den Aufenthalt in Tulcea am Donaudelta. Von hier machte ich einen Tagesausflug mit einem Schiff durch die Kanäle des Deltas bis zum schwarzen Meer. Sehr eindrücklich.
Ich erlebte grosse Unterschiede wie die Dörfer auf dem Land funktionieren und aussehen. Einige waren sehr heruntergekommen, ungepflegt, Kuhmist übersäte die kleine Dorfstrasse und Strassenhunde attackierten mich. Männer standen in Gummistiefeln mit abweisendem Gesicht herum.
5 Kilometer weiter ein munteres, herausgeputztes Dorf mit schönen Hausfassaden, kleinem Dorfladen wo ich mich vom Schrecken bei einem Kaffee erholte und einen Dorfschwatz der Frauen mitverfolgte. Dieses Szenario wiederholte sich an mehreren Tagen.
In Victoria blieb ich zwei Tage. Ich wollte eine Hütte in den Bergen besuchen. Bei der Wanderung begegnete ich einem Bären der gemütlich auf dem Weg sass und mir den Weiterweg blockierte. Ich getraute mich nicht weiterzuwandern und trat den Rückzug an.
Ich kreuzte die Transfogarascher Hochstrasse an der Transalpina. Beide Hochstrassen sind aussergewöhnlich schön. Leider sind sie bis Anfang Juni gesperrt. In den Bergen lag noch viel Schnee. Aber als Motorradfahrer dort zu stehen bedeutete mir sehr viel :-)
Ein weiterer Höhepunkt sind die Städte Sighiosara und Sibiu. Sie liegen zentral in Rumänien im Gebiet Siebenbürgen. Das beeindruckende ist die germanische Architektur. Tatsächlich wähnt man sich in Deutschland.
In Ungarn verfolgte ich zwei Ziele. - Den höchsten Berg Ungarns besuchen und eine Rast am Balatonsee.
Der höchste Ungare lässt sich kurvenreich mit dem Motorrad erreichen. Nur noch 5 Minuten wandern und schon konnte ich mir einen Landeshöhepunkt einheimsen. Auf dem Kékes 1'014m steht ein alter Turm und ein Fernsehturm. Auf diesen konnte ich hinaufsteigen und die wunderbare Aussicht geniessen. Ein schönes Erlebnis.
Am Balatonsee fand ich einen Campingplatz wo ich mein Zelt wenige Meter vom Ufer entfernt aufstellen konnte. Ein sehr schöner Ort. Ausserdem war noch nicht Saison und fast keine Menschen weit und breit.
Daneben beeindruckten mich riesige Flächen mit Korn und Mohn. Die Menschen waren nicht so offen. Eher distanziert, nicht gesprächig und mit sich selbst beschäftigt.
In Slovenien verbrachte ich ich nur 48 Stunden. Etwas unfreiwillig. Ich hatte mir vorgenommen, ein- oder zwei Tage in Ljubljana zu verbringen. Es ergab sich, dass ich gerade zu Pfingsten hier war. Ich fand kein bezahlbares Hotelbett in der Stadt, weil viele Urlauber über die Feiertage hier waren. So campierte ich ausserhalb der Stadt und hatte keine Lust in das Gedränge zu gehen.
Es ist ein wunderbares Land. Fast wie die Schweiz. Schön herausgeputzt, freundliche Menschen und leckeres Essen. Nur viel billiger :-) Ich würde gerne noch einmal nach Slovenien reisen.
Von Slovenien durchgereist an einem Tag zum Chiemsee in Deutschland.
An der Grenze eine lustige Anektote: Der junge Zöllner war verwirrt, ich bin kein EU Bürger. Was jetzt? Ich müsse ein Formular ausfüllen? Hä? Was für ein Formular? Ich bin Schweizer, da spazieren wir doch normalerweise einfach durch...... Da kam der erfahrene Kollege mit einem Lächeln zu Hilfe... Gute Fahrt :-)
Da waren alle anderen Kollegen im Osten professioneller. Ich stand nie so lange an einer Grenze wie in Oesterreich.
Meine letzte Übernachtung am Chiemsee bei München.
Was für ein Kontrast meiner Reise. Auf diesem Camping standen die Wohnmobile Seite an Seite. Hunderte von Menschen wuselten auf dem Platz herum. Menschen aller Nationen standen hier, ein babylonisches Sprachengewirr.
Vorher war ich meist fast alleine auf den Plätzen, manchmal fast etwas einsam. Willkommen zurück in der Wirklichkeit. Es war dennoch ein schöner Aufenthalt. Am Abend noch ein Spaziergang am Ufer des Sees. Morgen werde ich wieder in meinem Bett liegen......
Eine lange und wunderschöne Reise.
Ich erlebte grosse Gegensätze. Fröhliche und hilfsbereite Menschen aus einfachen Verhältnissen. Mürrische und wirklich arme Menschen in desolaten Verhältnissen. Die unzähligen Strassenhunde taten mir leid. Einige waren sehr aggressiv!
Keines der Klischees hat sich erfüllt. Ich wurde nie bestohlen noch betrogen.
Landschaftlich ist Griechenland, Bulgarien und Rumänien ausserordentlich interessant.
Ich reiste 6980 Km ohne Panne und ohne Unfall.
Grosse Dankbarkeit erfüllt mich, dass ich das erleben durfte!
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